Bipolarität und ihre Tücken - Wie Wissen und Achtsamkeit helfen können

— 05. März 2020

Als ich das erste Mal ernsthaft mit dem Wort Bipolarität konfrontiert worden bin, saß ich gerade seit 10 Tagen in der Klinik. Ich hörte diese wohlklingende Diagnose vom Chefarzt der Klinik. Offenbar war meine Laune zu gut. Meine Antwort: „Nehme ich auch, Hauptsache ich werde wieder gesund.“

Wie es so meine Art ist, stürzte ich mich sofort in die Erforschung dieser für mich neuen psychischen Erkrankung, um sie neben meinen anderen psychischen Systemausfällen gleich mit zu bekämpfen. Doch ich begriff schnell, dass das keine spaßige Diagnose war. Denn je schwerer die psychische Störung desto stärker die Tabletten, die dagegen zum Einsatz kommen.

Bipolarität: „Himmel hoch jauchzend oder zu Tode betrübt“

Bei der Bipolarität geht es um zwei Extreme: Eine schwere depressionsartige Phase auf der einen Seite und eine manische Phase auf der anderen. Auf Deutsch könnte man auch sagen um eine lustlose, fast leblose und sehr antriebsarme Phase und um die Manie, eine Art von Rausch der Ideen und Dinge, die man unbedingt umsetzen will, auch wenn sie einem den Schlaf rauben.

Zwischen diesen Extremen finden sich verschiedenste Ausprägungen und Abstufungen. Man darf diese Erkrankung also nicht in schwarz-weiß sehen. Aber am Anfang dachte ich mir auch erst mal „Oh je!“, als ich mich einlas und erste Infos von Betroffenen erhielt.

Wichtige Info: Für den tieferen Einstieg in das Thema würde ich in Wikipedia starten Bipolare Störung – Wikipedia und dann zu den Erläuterungen der ICD-10/-11. Das ist die weltweit gültige Klassifikation aller Krankheiten, quasi die Fibel der Ärzte für Diagnosen. Bipolare Störung nach ICD

Die depressive Phase (Episode)

In dieser Phase treten die klassischen Symptome einer Depression bzw. schweren Depression auf. Das bedeutet, es kommt zu Veränderungen unseres Verhaltens, auf der Gefühlsebene und auf der Leistungsebene. Ganz entscheidend: Die verschiedenen Symptome, fünf oder mehr, müssen über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen auftreten.

Das sind natürlich viele Infos, vor allem für diejenigen, die nicht mit dem Thema vertraut sind. Auch hier hilft der Link zu Wikipedia: Bipolare Störung nach ICD

Folge dem Link und suche nach „schwere depressive Episode“. Dort findest du viele wissenschaftlich gut geprüfte Details.

Manische Phase (Episode)

Die Manie dauert meist mehrere Tage, kann aber auch über Wochen gehen.
Sie ist geprägt von einer abnormalen, ständig gehobenen, oft überschwänglichen Stimmung, manchmal auch gepaart mit extremer Gereiztheit.

Während dieser Phase treten meist drei oder mehr der folgenden Symptome auf:

  • wenig Schlafbedürfnis – oft reichen drei Stunden
  • Größenwahn und extremes Selbstbewusstsein
  • hoher Redebedarf
  • Gedankenrasen
  • Zunahme zielgerichteter Aktivitäten
  • Kaufrausch, unvernünftige Investitionen und sexuelle Hyperaktivität

Zur Vertiefung wieder der Hinweis auf Wikipedia Bipolare Störung nach ICD und die wissenschaftlich gut geprüften Details unter „manische Episode“.

Begleiterscheinungen der Bipolarität:

In 66% aller Fälle kommt es zu Alkoholmissbrauch oder Nutzung anderer Drogen. Gefolgt von Panikstörungen und Persönlichkeitsstörungen.

Kurz was zum Thema Diagnose: Oft sehen wir in Diagnosen die schlimmen Seiten. Ihr solltet genauso wie ich immer auch Lösungen sehen, vor allem die Lösungen, die in Euch stecken. Das ist mein Weg zu Besserung und im besten Fall zur Heilung. Allein die Macht von Akzeptanz und Achtsamkeit sind ein Segen für jeden.

Dies ist eine erste sehr kompakte und verkürzte Sicht auf das Thema Bipolarität. Die Psyche und der Mensch sind IMMER sehr individuell und die Ausprägungen von seelischen Erkrankungen sowohl in der eigenen Wahrnehmung als auch in der Form sehr unterschiedlich. Wichtig ist, sich der Sache anzunehmen und sich dem Thema Schritt für Schritt anzunähern. Das Ziel dabei: Sich Wissen aneignen, Erfahrungen machen und den Umgang mit der Situation und den Phasen zu erlernen. Wehrt Euch nicht gegen die Symptome, sondern lernt ein Stück weit, mit ihnen umzugehen.

Ich selbst hatte nur eine sehr schwache Form der bipolaren Störung. Sie war für mich schon heftig, aber im Vergleich zu dem, was ich hier beschrieben habe, bei weitem nicht so stark, das muss man ehrlich sagen. Aber als mir klar wurde, was diese Phasen bedeuten, habe ich sie mir angeschaut und mir über die Jahre dieses Wissen zunutze gemacht.

Heißt, in schwachen Momenten überlege ich mir, welche Aufgaben machbar sind, welche mir eher Spaß machen und was ich besser in einer anderen Phase mache. Wann brauche ich Erholung, wie sieht die aus?

Wann kommen meine Hochphasen? Was kann ich in einer Hochphase alles erledigen? Wie hilft es mir, in der Hochphase achtsam zu sein, um nicht sprichwörtlich zu heiß zu laufen?

Auf diese Weise schütze ich auch die schwachen Phasen und mache aus ihnen achtsame Phasen und schaffe damit letztlich mehr Raum für Leben.

Ziel soll es immer sein, dass Ihr Euer Leben verbessert! Das wird euch immer ein Stück mehr gelingen, wenn Ihr Euch Wissen aneignet, Euch Unterstützung holt und daran arbeitet, mehr auf Euch zu hören und Euch so zu akzeptieren, wie Ihr gerade seid.

Heute ist heute. Genießt es, wie es ist. Und morgen arbeitet Ihr an einem neuen guten Tag! Euer George

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